Nach den Olympischen Spielen enden mit dem heutigen Tag auch die Paralympics. Herausragende Athlet*innen haben über Wochen außergewöhnliche Leistungen erbracht. Persönlichkeiten standen im Fokus, die über Jahre und Jahrzehnte ihre Leistungsfähigkeit entwickelt haben, um zum Tag X im Wettkampf Bestleistung schaffen zu können. Welche Relevanz hat diese Leistungsfähigkeit, haben Persönlichkeitsmerkmale für die Karriere nach dem Sport und was folgt daraus für den weiteren Karriereweg von Athlet*innen?

Zwei wichtige Fragen für die Lebenswege von Spitzensportler*innen abseits des Sports sind: Unterscheiden sich Top-Athlet*innen in ihren Persönlichkeitsmerkmalen von solchen, die keinen Leistungssport betrieben haben? Wenn ja, wie können Leistungssportler*innen diese Erkenntnis in einen Kontext für dem Sport nachfolgende Karriereentscheidung nutzen?

Der erste Impuls in jedem ist intuitiv „ja, natürlich haben Top-Sportler*innen außergewöhnliche Persönlichkeitsmerkmale“ zu sagen: Der Leistungssport hat ganz spezielle Anforderungen an Menschen, prägt die Sportler*innen. Auch die wissenschaftliche Forschung ist an diesem Phänomen und seinen Konsequenzen interessiert.

Bedeutung der Person-Fit Theorie für zukünftige Karrierewege

Bereits in den späten 50er Jahren begannen Wissenschaftler, sich Gedanken über die Passung zwischen Mensch und Arbeit zu machen (Holland 1959) und über die Jahre entwickelte sich zahlreiche Forschung hierzu. Diese Passung kann unterschieden werden in Person-Environment Fit, Person-Job Fit, Person-Group Fit und Person-Supervisor Fit (Kristof-Brown et al. 2005). Bestehen diese Fits, also Übereinstimmungen, fühlen wir uns wohl und machen unsere Aufgabe auch gut.

Eine Sportlerin bspw. fühlt sich idealerweise in ihrer sportlichen Umgebung wohl, ein Fit mit der Trainingsgruppe und ein gutes Zusammenspiel mit Trainer*in und Funktionär*innen ist auch zentral. Es ist aber auch wichtig, dass ihre Fähigkeiten denen einer Leistungssportlerin entsprechen. Damit ist bei einer Sprinterin z. B. nicht nur die Schnelligkeit gemeint, sondern auch viele Persönlichkeitsmerkmale wie Leistungsmotivation zum Training, Risikoaffinität, in Training und Wettkampf alles zu geben und noch so viele weitere. Dies beschreibt der Person-Job Fit: Individuen und ihr Job passen zusammen, wenn individuelle Fähigkeit und die Job-Anforderungen übereinstimmen oder/und Bedürfnisse und Wünsche der Personen durch ihren Job bedient werden (Kristof-Brown et al. 2005).

Überlegt man nun, was die Persönlichkeiten der Sportler*innen ausmacht und zu welchen Job-Anforderungen diese passen könnten, liegt Unternehmertum recht nah. Auch lassen sich viele Parallelen zwischen Athlet*innen und Unternehmer*innen feststellen. Steinbrink et al (2020) zeigen diese auf und untersuchen Top-Athlet*innen gegenüber Nicht-Sportler*innen bezüglich ihrer Persönlichkeitsmerkmale nach den Big Five und ihrer Einstellung gegenüber Risiko: Athlet*innen sind emotional stabiler, extrovertierter, gewissenhafter und risikoaffiner als Nicht-Sportler*innen. Und sind das nicht zentral wichtige Aspekte für Unternehmertum?

> Link zu Post: Parallelen in Mindsets von Unternehmer*innen und Athlet*innen – Einblicke von Kathrin Steinbrink

Saatkorn Podcast Karriere nach dem Sport

> Athlet*innen und Startups im StartupValley

Unser Beitrag “Athleten können auch Startups” im Magazin StartupValley 07/2020

> Link zu Post: Resilienz als herausragendes Merkmal von Athlet*innen & Unternehmer*innen

> ENTREPRENEURSHIP FOR ATHLETES

Schritte, um den Weg Richtung Unternehmer*in zu bahnen.

Entrepreneurship Seminar Athletes

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Resilienz als besondere Stärke von Athlet*innen

Die mit dem heutigen Tag endenden Paralympics haben ein weiteres Merkmal ins Schaufenster gestellt. Persönlichkeiten, oftmals mit besonderen Lebensgeschichten, haben in Tokio gezeigt, was Wille möglich macht. Der kürzlich erschienene Spiegel-Artikel beschreibt, „Wie Denise Schindler ihren Fuß verlor und dann zur »Killerbiene« wurde“. Der Artikel macht deutlich, welche Stärke und Resilienz Athlet*innen aus dem Paralympischen Sport in ihrem Leben entwickelt haben. Resilienz, neben den allgemeinen herausragenden Persönlichkeitsmerkmalen von Spitzensportler*innen, ein weiteres, das auch nachhaltig erfolgreiche Unternehmer*innen auszeichnet (Fisher et al. 2016).

Sabine Ellerbrock, eine weitere erfolgreiche ehemalige Athletin aus dem Paralympischen Sport, hat den Aspekt der Entwicklung von Resilienz folgendermaßen auf den Punkt gebracht: „Ich denke, die Strategien, mit einer solchen (Lebens-)Situation umzugehen, sind bei jedem verschieden. Für mich war der erste schwierige Schritt der, die Erkrankung und die Folgen zu akzeptieren. Solange man diesen Schritt für sich nicht bewältigt, wird man sich aus meiner Sicht auch keinen Alternativen öffnen können, sondern vielmehr in Selbstmitleid versinken. Letztlich hat man ja nur zwei Optionen: Ich kann mich den ganzen Tag damit beschäftigen, was nun alles nicht mehr geht, oder ich gucke, was sich aus der Einschränkung für neue Wege und Optionen ergeben. Die Uhr kann ich nicht zurückdrehen, daher macht man es sich nur noch schwerer, wenn man den ganzen Tag über die negativen Aspekte nachsinnt.”

Bottom line

Zusammenfassend ist zu schlussfolgern, dass die herausragenden Persönlichkeitsmerkmale von Athlet*innen auch eine bedeutende Rolle für ihre Karrierewege nach der Sportkarriere spielen (sollten). Je besser der Fit, desto aussichtsreicher die zukünftig einzuschlagenden Wege. Wie die Untersuchungen von Steinbrink et al. (2020) zeigen, kann Entrepreneurship bzw. das Unternehmertum ein für Leistungssportler*innen passender Karriereweg sein. Aufgrund der Parallelen zwischen Sportler*innen und Unternehmer*innen kann es also sinnvoll sein, sich frühzeitig um Möglichkeiten abseits des Sports zu kümmern und erste Schritte zu gehen, die in eine unternehmerische Richtung führen. Persönliche Weiterbildungen oder auch eine persönliche Begleitung in Form von Coaching, Mentoring oder Sparring kann unternehmerisches Wissen und praktische Erfahrung vermitteln, Ängste reduzieren und ein klareres Bild des Unternehmers formen. Ergänzend können darüber hinaus erste Kontakte in entsprechenden Ökosystemen geknüpft werden oder sogar erste Rollen in Startups übernommen werden, um im Laufe der Zeit mehr und mehr Verantwortung übernehmen zu können und/oder selbst zu gründen. Bereits während der Karriere als Leistungssportler*in können so die Bedingungen für einen gelingenden Übergang passend zu den eigenen Präferenzen und Fähigkeiten geschaffen werden. Die besten Voraussetzungen für einen guten Fit!

 

 

Holland, J. L. (1959). A theory of vocational choice. Journal of counseling psychology6(1), 35.

Kristof, A. L. (1996). Person-organization fit. An integrative review of its conceptualizations, measurement, and implications. Personnel Psychology, 49(1), 1–49.

Steinbrink, K. M., Berger, E. S., & Kuckertz, A. (2020). Top athletes’ psychological characteristics and their potential for entrepreneurship. International Entrepreneurship and Management Journal16(3), 859-878.

Fisher, R., Maritz, A., & Lobo, A. (2016). Does individual resilience influence entrepreneurial success? Academy of Entrepreneurship Journal22(2), 39.